Die im Hinterland von Barcelona gelegene Region Penedès wird gemeinhin mit Schaumweinen nach traditioneller Methode assoziiert. Rund 95 Prozent aller spanischen Cavas entstehen in Katalonien. Und eine überwältigende Mehrheit davon wiederum im Penedès-Gebiet, insbesondere in und um die Städte Vilafranca und Sant Sadurni d’Anoia herum.
Unterscheiden muss man dabei zwischen der Penedès-Region als Ganzes und dem gleichnamigen Anbaugebiet D.O. Penedès. Die Region verfügt über insgesamt 25.000 Hektar Weinland, von denen die meisten Flächen zur Herstellung von Schaumwein innerhalb der D.O. Cava verwendet werden. Das Anbaugebiet D.O. Penedès ist dagegen auf die Erzeugung von Stillweinen spezialisiert. Sein Anteil an den genannten 25.000 Hektar liegt bei zirka 2.500 Hektar, also nur zehn Prozent der Gesamtfläche.
Bemerkenswerte Rebsorten-Vielfalt
Nichtsdestoweniger ist die verhältnismäßig kleine D.O. Penedès weltweit bekannt. Zu einem Großteil ist das sicher der Verdienst von Familia Torres – einem der führenden Weingüter Spaniens und der Welt. Torres machte etwa in den 1960er-Jahren das Penedès zur ersten Weinregion Spaniens, die Spaliersysteme im Weinberg und temperaturkontrollierte Edelstahltanks in der Kellerei einführte. Darüber hinaus pflanzte Torres zahlreiche internationale Rebsorten wie Chardonnay, Cabernet Sauvignon und Merlot an. Im Anbau ergänzten sie die heimischen Weiß- und Rotweinsorten Monastrell, Garnacha, Cariñena, Tempranillo (Ull de Llebre), Sumoll, Parellada, Macabeo und Xarel.lo. Insgesamt sind über dreißig Rebsorten in der D.O. Penedès zugelassen.
Die Königin der Weinregion ist hierbei zweifellos die weiße Rebsorte Xarel.lo. Sie hat sich zur wichtigsten Cava-Traube entwickelt und ist ebenfalls der aufsteigende Stern bei den Stillweinen. Xarel.lo ist hitzebeständig, baut moderat Zucker auf und kann Säure – auch im heißen Klima – hervorragend konservieren. Zudem reagiert die Sorte ausgesprochen gut auf den Ausbau auf Feinhefe und in Holzfässern. Entsprechend kann sie charakterstarke und vollmundige Weißweine ergeben, die sich durch eine Balance zwischen knackiger Säure, gelber Frucht und reichhaltiger Textur auszeichnen. Eine wunderbare Cuvée mit der Hauptsorte Xarel.lo, ergänzt um Parellada und Malvasia de Sitges, kommt vom Weingut Finca Emendis.
Trio Varietal
Eine weitere wichtige Rebsorte – für Cava wie für Stillweine – ist die Macabeo. Wie Xarel.lo ist sie eine heimische katalanische Sorte, die langlebige Weine mit großem Reifepotenziel und ebenso lebhafte Jungweine mit Noten von weißen Blüten und Apfelaromen hervorbringen kann.
Eine Weinregion mit drei sehr verschiedenen Zonen
Die von einem hügeligen Terrain geprägte D.O. ist in drei Zonen unterteilt, die – vereinfacht gesagt – für unterschiedliche Höhenlagen im Gebiet stehen. Der Penedès Maritim (auch: Baix Penedès) steigt vom Meeresspiegel auf etwa 250 Meter an. Feuchte Meerwinde kompensieren in Küstennähe die geringe Höhe. In dieser Zone werden spätreifende, hitzebeständige Trauben wie Monastrell, Garnacha, Cariñena, Xarel.lo und Malvasía de Sitges angebaut.
Auf einer Höhe von größtenteils 400 bis 500 Meter erstreckt sich das Penedès Central, wo insbesondere die Weißweinsorten Macabeo, Xarel.lo und Parellada für die Cava-Produktion im Anbau sind. Auch Tempranillo (Ull de Llebre) und rote Bordeaux-Rebsorten gedeihen hier gut.
Der Penedès Superior (auch: Alt Penedès) bezieht sich auf das Gebiet am Fuße von angrenzenden Gebirgsketten. Die Weinberge befinden sich hier auf bis zu 850 Metern Höhe und die Zone erfährt mehr Niederschläge und eine größere Temperaturspanne zwischen Tag und Nacht. Das dortige kühlere Klima ermöglicht sogar den Anbau internationaler „Cool Climate“ Rebsorten wie Pinot Noir, Cabernet Franc, Riesling und Gewürztraminer. Die heimische Parellada fühlt sich hier ebenso wohl.
Ein Mikrokosmos des Mittelmeergebiets
Aufgrund der geografisch und klimatisch so verschiedenen Zonen und der enormen Vielfalt an Rebsorten kann das Penedès als eine Art Mikrokosmos der gesamten Mittelmeerregion betrachtet werden. Sandige, kiesige, lehmige und kalkige Böden tragen ihr übriges zur Diversifizierung bei. Diese Unterschiede ermöglichen eine enorme Bandbreite an Weinstilen.
Die traditionellen Cavas sind von der Rebsorte, dem Süßegrad (Brut Nature, Brut, Seco, etc.) und der Dauer des Hefelagers geprägt. Für den leichten, frisch-fruchtigen Stil steht etwa der trockene Rosé Can Xa Brut aus 100% Pinot Noir vom Weingut Finca Emendis.
Can Xa Brut Rosé
Über ein längeres Hefelager und somit über mehr Cremigkeit im Mund, eine komplexere Aromatik und feinere Perlage verfügt der folgende staubtrockene Cava, eine Brut Nature Reserva vom selben Weingut. Dies ist die klassische Cava-Cuvée aus den Weißweinsorten Xarel.lo, Macabeo und Parellada. Mehr Penedès geht nicht.
Can Xa Brut Nature Reserva
Abseits von Cava tummelt sich unter der Herkunftsangabe D.O. Penedès eine bunte Weinpalette, die trockene Rot-, Rosé- und Weißweine, Pet Nats, Schaumweine nach traditioneller Methode und selbst gespritete Süßweine umfasst.
Neben einigen hochklassigen und einzigartigen Weißweinen aus der bereits erwähnten Rebsorte Xarel.lo lohnt es sich in Zukunft insbesondere ein Augenmerk auf die Gewächse der weithin unbekannten Rebsorte Sumoll zu werfen. Diese autochthone Sorte des Penedès kann erfrischende Rot- und Roséweine mit niedrigen bis moderaten Alkoholgraden ergeben, die leicht zu trinken, aber nicht langweilig sind. Also genau das, was man heutzutage unter einem zeitgemäßen Weinstil versteht – ein Fokus auf Frische und Trinkbarkeit.
Ein Klassiker im Gebiet ist die Tempranillo, die in Katalonien unter dem Synonym Ull de Llebre firmiert. Aufgrund des wärmeren mediterranen Klimas ergibt sie in der Regel weiche Rotweine mit einer schönen Balance aus Fülle und Frucht. Eine feine Cuvée aus den genannten zwei Rotweinsorten – Sumoll und Ull de Llebre – kommt ebenfalls vom Weingut Finca Emendis.
Emendis Ull de Llebre
Titelbild: © Thomas Götz