Spanien ist mit fast einer Million Hektar Rebfläche nicht nur das größte Weinland der Welt, es ist darüber hinaus ein faszinierend vielfältiger Kosmos mit Weinbau am Atlantik, am Mittelmeer, auf Hochebenen, in Bergen und auf Inseln. Stolze 75 Prozent der Landesgrenzen sind von Meer umgeben, die Balearen und Kanarischen Inseln mit eingerechnet. Dies bedeutet, dass bestimmte Gebiete von einem atlantischen bzw. einem mediterranen Klima geprägt sind. Darüber hinaus herrscht im Landesinnern auf der zentralspanischen Hochebene vielerorts ein strenges kontinentales Klima. Im Folgenden gehen wir darauf ein, welchen Einfluss diese verschiedenen Klimas auf den Weinbau und die Weinstile haben.
1. Atlantisches Klima im Norden und Nordwesten von Spanien
Weite Teile Nordspaniens – konkret die autonomen Gemeinschaften Galicien, Asturien, Kantabrien und Baskenland – liegen am Atlantik. Das dortige Klima zeichnet sich in den Küstengebieten durch ein enorm hohes Niederschlagsaufkommen mit bis zu 1600 mm pro Jahr aus. Darüber hinaus herrscht in diesem „grünen Spanien“ ein moderates Klima mit warmen Sommern und milden Wintern.
Mehr Regen und mehr Wolken bedeuten zugleich weniger Sonne und weniger Hitze. Dieser Umstand macht sich freilich im Weinstil bemerkbar: In atlantischen Gebieten produzieren die Trauben weniger Zucker und ihre Beeren konservieren die Säure sehr gut. Folglich fallen die Weine vom Atlantik in der Regel säurebetont, knackig frisch und moderat im Alkoholgehalt aus. Insbesondere Rotweine aus atlantischen Gebieten sind schlanker, leichter und heller in der Farbe als ihre Pendants aus heißeren Zonen.
Atlantische Gebiete in Spanien stellen unter anderem die Appellationen DO Rías Baixas, DO Ribeiro (beide Galicien) und DO Getariako Txakolina (Baskenland) dar. Atlantisch geprägte Gebiete, die zudem einen kontinentalen Einfluss spüren, sind unter anderem das Bierzo und Rioja Alavesa. Solche Mischklimas wie atlantisch-kontinental bzw. mediterran-kontinental finden sich ebenfalls recht häufig in Spanien.
Unser Tipp für einen atlantischen Wein: Anadigna Albarino, D.O. Rías Baixas
2. Kontinentales Klima auf der Meseta
Verlässt man die Atlantikküste in Richtung Landesinneres, so stößt man rasch auf Berge – zum Beispiel die Picos de Europa – und dahinter auf eine Hochebene. Dieses Hochplateau wird Meseta genannt und macht etwa 80 Prozent der Landesfläche aus. Die Meseta umfasst so große Regionen wie Kastilien-León, Kastilien-La Mancha und weite Gebiete Aragons.
Die Gebirge im Hinterland des Atlantiks verhindern, dass Wolken ins Landesinnere ziehen können. Die Meseta ist somit eine sehr trockene Region und in Verbindung mit den dortigen Höhenlagen von 600 bis 1000 m.ü.NN herrscht ein strenges kontinentales Klima.
Typisch für das kontinentale Klima von Zentralspanien sind extrem heiße und trockene Sommer sowie sehr kalte Winter. Zudem sind die Sommertage durch große Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht geprägt. Da es Dank der Hochlage nachts abkühlt, verlängern sich die Reifezyklen der Trauben und die Beeren können Säure und frische Fruchtaromen bewahren, was sich positiv auf den späteren Wein auswirkt.
Hochlage bedeutet darüber hinaus eine intensivere Sonnenstrahlung. Aufgrund der Sonnenintensität bildet zum Beispiel die Rebsorte Tempranillo in kontinentalen Regionen wie Toro und Ribera del Duero dickere Beerenschalen als in Gebieten mit moderatem Klima wie beispielsweise Rioja. Die dickeren Häute enthalten mehr Tannin und somit fallen Rotweine aus Toro und Ribera del Duero mit einem kräftigen Tannin und viel Struktur auf. Während in Rioja die Tempranillo (mit dünneren Schalen) häufig mit Struktur gebenden Sorten wie Mazuelo und Graciano verschnitten wird, wird sie im kontinentalen Spanien zumeist sortenrein ausgebaut, da sie von alleine bereits ausreichend Struktur mitbringt.
Von einem kontinentalen Klima geprägte Gebiete in Spanien sind zum Beispiel die Appellationen DO Ribera del Duero, DO Rueda, DO Toro und DO La Mancha.
Unser Tipp für einen kontinentalen Wein: Lambuena Crianza, D.O. Ribera del Duero
3. Mediterranes Klima in Süd- und Ostspanien
Ein mediterranes Klima herrscht an der gesamten Mittelmeerküste Spaniens – von Katalonien bis Andalusien – und in deren Hinterland. Wie beim kontinentalen Klima sind die Sommer im Mittelmeerraum sehr heiß und trocken, die Winter dagegen etwas milder. Regen fällt für gewöhnlich im Frühjahr und Herbst, die Jahreswerte bezüglich Niederschlag sind aber insgesamt gering. Wegen der Trockenheit besteht im Weinanbau ein geringeres Risiko für Pilzkrankheiten, was den biologischen Anbau vereinfacht.
Das Hinterland des spanischen Mittelmeerküste ist zudem bergig. Wein wird zumeist in Höhenlagen angebaut, was wie auf der zentralspanischen Hochebene den Vorteil von kühlen Sommernächten mit sich bringt und frische Weine ermöglicht.
Im Vergleich zum atlantischen Klima enthalten die Trauben am Mittelmeer durch die Hitze und der bis zu 3000 Sonnenstunden im Jahr höhere Zuckerwerte, mehr Extraktstoffe und ein reifes Tannin. Mediterrane Weine fallen somit in der Regel alkoholischer, schwerer und dichter strukturiert aus. Sie sind viel mehr körper- als säurebetont, und die Rotweine weisen dunkelfruchtige Noten und eine dunkle Farbe auf.
Von einem mediterranen Klima geprägte Gebiete in Spanien sind unter anderem die Appellationen DOCa Priorat, DO Montsant (beide Katalonien), DO Valencia, DO Alicante und DO Málaga y Sierras de Málaga in Andalusien.
Unser Tipp für einen mediterranen Wein: Les Sorts Sycar, D.O. Montsant