Katalonien und seine faszinierende Weinvielfalt

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Katalonien – bzw. Catalunya in der Landessprache – liegt im Nordosten Spaniens und erstreckt sich 580 Kilometer das Mittelmeer entlang. Beliebte Urlaubsziele sind die Küstenstreifen Costa Dorada und Costa Brava und natürlich ebenso die weltoffene Hafenstadt Barcelona als kulturelles und gastronomisches Zentrum der Region. 

Katalonien verfügt außerdem über eine große und 2500 Jahre alte Weintradition. Geografisch betrachtet ist die Autonome Gemeinschaft zwar 11-mal kleiner als Deutschland und hat auch 11-mal weniger Bewohner. Beim Weinanbau liegt Katalonien mit über 90.000 ha Rebfläche aber fast gleichauf mit Deutschland (insgesamt 103.000 ha). Das zeigt, wie verbreitet und wichtig die Weinerzeugung in Katalonien ist. In diesem Beitrag gehen wir auf einige Anbaugebiete, beliebte Rebsorten und die katalanische Weinvielfalt ein.

Elf Weingebiete zwischen Mittelmeer, Bergketten und zentralspanischer Hochebene

In Katalonien befinden sich 11 als „Denominación de Origen“ klassifizierte Weingebiete. Es handelt sich um eine vielfältige Riege aus großen und bekannten Anbauregionen wie die D.O. Penedès (deren Gebiet außerdem das Zentrum der spanischen Cava-Produktion ist) sowie aus nahezu gänzlich unbekannten und kleinen Appellationen wie es die D.O. Pla de Bages ist.

Katalonien, Karte Weingebiete
Weingebiete in Katalonien.

Eigentlich findet in Spanien ein großer Teil des Weinbaus auf Hochebenen mit 600 bis 1100 m Meereshöhe statt. In einem südeuropäischen Land sind diese in der Nacht kühleren Höhenlagen von Bedeutung, weil sie dafür sorgen, dass die Trauben langsamer und besser ausreifen. 

In Katalonien gibt es allerdings einige Weingebiete, die deutlich unter 600 Metern Meereshöhe liegen. Aufgrund spezifischer topografischer und klimatischer Bedingungen – man spricht diesbezüglich von Mikroklimata – eignen sie sich trotzdem hervorragend für den Anbau von Wein: Niedrigere Gebiete wie beispielsweise die Appellationen D.O. Terra Alta und D.O. Empordá profitieren von den rauen Nordwinden „El Circ“ und „Tramontana“, die aus Richtung der Pyrenäen kommen. Die Winde halten die Weinberge kühl und sorgen dafür, dass die Trauben im Sommer nicht überreifen.

Andere Appellationen wie weite Teile der D.O. Penedès, der D.O. Montsant und der D.O.Ca. Priorat sind zudem durch Gebirgsketten geschützt, die verhindern, dass die warme Mittelmeerluft ungehindert einziehen kann. Die Berge fungieren quasi als Hitze-Blocker. Ergänzend zu den Winden und dem Schutz durch Gebirgsketten kommen im Priorat und Penedès stellenweise nochmals Höhenlagen hinzu. In den Steilterrassen des Priorat wird Weinbau auf bis zu 900 m.ü.NN betrieben, im Penedès auf bis zu 800 m Höhe.

Generell lässt sich sagen, dass kühlende Nordwinde, schützende Bergmassive und (teilweise) Höhenlagen ein wichtiger Dreiklang sind, weshalb der Weinanbau in Katalonien so hervorragende Resultate ergibt. Ferner gibt es mit der D.O. Costers del Segre ein Weingebiet im Landesinneren, das bereits einem strengen (und kühleren) kontinentalen Klima ausgesetzt ist. Last, but not least tragen die häufig vorkommenden Kalk-, Sand-, Lehm- und Schieferböden zur exzellenten Qualität katalanischer Weine bei.

Katalonien, Priorat
Ökologischer Weinanbau im Priorat

Wichtige Reben in Katalonien: Ein Mix aus autochthonen und internationalen Sorten

Das Ebrotal, welches sich durch die Autonomen Gemeinschaften Katalonien, Aragon, Navarra und La Rioja zieht, ist der Ursprung bekannter spanischer Rebsorten. Rote Trauben wie Tempranillo, Garnacha (Grenache) und Cariñena (Carignan) sind vor Jahrhunderten im Ebrogebiet mutiert.

Für die frühreifende Tempranillo ist das warme katalanische Klima nicht so günstig. Weil sie in den zumeist heißen und trockenen Sommern rasch an Alkoholstärke zulegt und an Säure verliert, ist Spaniens Nationalrebe in Katalonien auch weniger verbreitet. Wenn überhaupt, dann heißt sie in Gebieten wie Costers del Segre nicht Tempranillo, sondern Ull de Lebre.

Hingegen sind die genannten Garnacha und Cariñena die wichtigsten autochthonen Rotweinsorten Kataloniens. Gerade die lange unterschätzte Cariñena mit ihren hohen natürlichen Säurewerten beschert den Rotweinen eine hervorragende Frische und ordentlich Rückgrat. Die Cariñena (auch Samsó genannt) hat in den letzten Jahrzehnten eine Renaissance erfahren, die sich im Zuge des Klimawandels fortsetzen sollte. 

An der geografischen Nähe zu Frankreich dürfte es unter anderem liegen, dass rote Sorten wie Cabernet Sauvignon, Syrah und Merlot im katalanischen Weinanbau ebenfalls populär sind. Die hitzebeständige Syrah passt natürlich insgesamt hervorragend in ein mediterranes Klima. 

Bei den Weißweinreben sind die einheimischen Macabeo, Parellada und Xarel-lo sowie die internationale Chardonnay an vorderster Stelle zu nennen. Aus diesen vier Trauben werden die weltbekannten Cava-Schaumweine gekeltert. Über 95 Prozent der gesamten spanischen Cava-Produktion kommt aus Katalonien.

Raimat Cava
Schaumwein aus Chardonnay und Xarel-lo

Die weiße Traube Xarel-lo wird in der D.O. Penedès von einer neuen Winzergeneration zunehmend auch gerne für Stillweine herangezogen. Die Sorte kann knackige, frische Weißweine mit cremiger Textur ergeben und eignet sich sowohl für den Ausbau im Stahltank als auch im Holzfass. In der D.O. Alella ergibt die Xarel-lo ebenfalls erstklassige Weißweine. Dort wird die Rebe allerdings Pansa Blanca genannt. 

Zunehmend an Bedeutung und internationaler Anerkennung gewinnt ferner die Garnacha Blanca. Ein Drittel der weltweiten Bestände dieser „Weißen Grenache“ liegen in der D.O. Terra Alta. Dazu im folgenden Kapitel ein paar weitere Informationen.

Drei katalanische Weingebiete zum Merken

Aus allen 11 katalanischen DO-Gebieten kommen ausgezeichnete und spannende Weine. Alle diese Anbaugebiete verdienen Beachtung. „In der Kürze liegt die Würze“, heißt es gemeinhin, weshalb wir im Folgenden auf drei Appellationen eingehen.

Penedès – das Cava-Zentrum

Seit 2500 Jahren wird Wein im Penedès kultiviert. Heute ist das Gebiet weltweit als das Zentrum der spanischen Cava-Produktion bekannt. Dessen Zentrum im Penedès ist wiederum Sant Sadurni d’Anoia. In dieser Kleinstadt sind die großen Dynastien Codorniu und Freixenet ansässig, und ebenso absolute Top-Erzeuger wie Raventos i Blanc, Gramona und Recaredo. Die in der Flasche vergorenen Schaumweine kommen nicht mit der Herkunftsbezeichnung Penedès, sondern als D.O. Cava bzw. als Corpinnat (ein neu gegründeter Verbund diverser Schaumwein-Produzenten) in den Handel.

Abgesehen von Cava und Corpinnat, werden in Penedès auch herkömmliche Stillweine gekeltert. Vom renommierten Weingut Torres stammt zum Beispiel der „Mas la Plana“, ein Premium-Rotwein aus Cabernet Sauvignon. Außerdem ergibt die weiße Sorte Xarel-lo ausgezeichnete Qualitäten. Insgesamt ist der Rebsortenspiegel beeindruckend: In den höheren Lagen des Penedès werden sogar Muskateller (Moscatel) und Gewürztraminer angebaut. Hierzu unser Weintipp vom Weingut Torres:

Vina Esmeralda
Weißwein aus Moscatel und Gewürztraminer

Priorat – kleines Gebiet, große Weine

Das Priorat ist ein kleines Weingebiet, ein zerklüftetes Bergland, aus dem mit die besten und teuersten Rotweine Spaniens kommen. Ein superteurer Kultwein ist der L’Ermita von Alvaro Palacios aus der Hauptsorte Garnacha und der Begleittraube Cariñena. Diese beiden Trauben sind die DNA des Priorat-Gebiets, wenngleich auch Syrah und Merlot populär sind.

Das Priorat war lange Zeit ein unbeschriebenes Blatt. Von Weinpionieren wie René Barbier, Daphne Glorian und Alvaro Palacios wurde es ab Ende der 80er-Jahre wieder belebt. Schnell erlangten ihre Weine Kultstatus. Die insgesamt eher hohen Preise von Priorat-Rotweinen haben aber nicht allein mit der Reputation der Appellation zu tun, sondern sind auch dem hohen Arbeitsaufwand in den Weinbergen und niedrigen Traubenerträgen geschuldet. Oftmals sind es abgelegene Steillagen, die ausschließlich von Hand bestellt werden können. Dazu kommen die legendären Schieferböden, die den Reben alles abverlangen. Ihre Erträge sind niedrig, die Qualitäten dafür hoch.

Lo Brancal de Garnatxa
Rotwein aus der DOCa Priorat

Terra Alta – der Newcomer

Die D.O. Terra Alta liegt zwischen dem Ebrotal und dem Hochland von Aragon. Seit über 2000 Jahren wird hier Wein angebaut, bis heute in zumeist kleinen terrassierten Parzellen. Das Terroir aus Kalk-Lehm-Böden und dem kühlen Nordwind „El Circ“ ist exzellent. 

Trotz dieser langen Geschichte und bester Voraussetzungen steht die Appellation im Schatten der zuvor genannten Gebiete Priorat und Penedès. Das ändert sich langsam, denn Terra Alta ist das Hauptgebiet für die Weiße Grenache (Garnacha Blanca) in Spanien und der Welt. Seit einigen Jahren feiert die internationale Weinkritik die Qualität und den Stil der Garnacha-Blanca-Weißweine aus Terra Alta. Ganz vorne mit dabei ist das Weingut Herència Altés, dessen Gewächse Sie auch im Vino-&-Alma-Shop beziehen können.

Herencia Altés Garnatxa Blanca
Weißwein aus der D.O. Terra Alta

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