In der Weinwelt kursieren viele Begriffe, bei denen nicht immer klar ist, worum es sich dabei eigentlich handelt. So geht es so manchem Weintrinker mit den Bezeichnungen Biowein, biodynamischer Wein oder auch Naturwein (Orange Wine). Was ist der Unterschied zwischen diesen Weinarten und was ist das Besondere an ihnen? Dies wollen wir im heutigen Artikel im Blog von Vino&Alma erklären.
Biowein (ökologischer Wein)
Einen Biowein erkennen Sie im Unterschied zu einem Wein aus normalem Anbau grundsätzlich immer an seinem grünen Siegel, das ein angedeutetes Blatt aus kleinen weißen Sternen enthält, und an der Öko-Zertifizierungsnummer. Wenn der Wein mit diesem Label gekennzeichnet ist, bedeutet das, dass sämtliche Arbeitsprozesse vom Weinberg bis hin zum Keller strengen Vorgaben unterliegen. Zu diesen gehören unter anderem der Verzicht auf chemisch-synthetische Pestizide, Fungizide und Herbizide. Dass diese Vorgaben eingehalten werden, wird jährlich von der zuständigen Kontrollbehörde des Weinbaubetriebes überprüft.
Aber auch so stellen wir, zumindest auf unseren bisherigen Reisen zu Weingütern in Spanien, fest, dass sich immer mehr Betriebe – auch ohne Zertifizierung – dem ökologischen Landbau annähern. Bei unserem Besuch der Bodegas Ruberte Anfang Januar bemerkten wir bei der Besichtigung der Rebflächen, dass auch in Betrieben ohne Zertifizierung mit Pheromon-Bändchen gearbeitet wird – eine klassische Methode aus dem Bioweinbau, die Schädlinge erfolgreich durch eine „Verwirrungstaktik“ von den Reben fernhält.
Ziel des Bioweinbaus ist es, die Artenvielfalt und die Nachhaltigkeit im Weinberg und im Weinkeller zu erhöhen. Eine Begrünung zwischen den Reihen ist also ausdrücklich erwünscht, auch wenn dies für die Rebe zusätzliche Konkurrenz um Nährstoffe und Wasser bedeutet.
Auch ohne Unkraut in den Reihen, das im heißen spanischen Sommer sowieso nur spärlich anzutreffen ist, kann man teilweise schon am Weinberg erkennen, ob der Winzer nach ökologischen Prinzipien wirtschaftet. Findet sich aller ein bis zwei Reihen am Anfang ein Rosenstock, ist dies bereits ein gutes Indiz. Rosen sind anfälliger für Mehltau, der Hauptkrankheit im Weinberg, als die Rebstöcke. Sieht der Winzer, dass der Rosenstock die Krankheit aufweist, so kann er auch im Ökolandbau natürliche Mittel auf Schwefel- oder Kupferbasis ausbringen, um gegen den Mehltau vorzugehen. Kupfer und Schwefel sind übrigens Elemente, die von Natur aus in allen Böden mal mehr und mal weniger vorkommen. Trotzdem sind hier die Maximalmengen streng vorgegeben! Entscheidend ist aber vor allem der Zeitpunkt: Je eher die Gefahr erkannt wird, desto weniger Mittel müssen eingesetzt werden.
Der Bioweinbau erfordert also vor allem eines: Der Bio-Winzer muss weitaus öfter als der konventionelle seine Weinberge kontrollieren, um die Qualität seiner Weine zu garantieren.
Eine feine Auswahl unserer Bio-Weine finden Sie hier. Sehr zu empfehlen sind alle Weine der Bodegas Tempore oder die Burro-Loco-Weine der Bodegas Concejo.
Übrigens: Auch wir als Unternehmen Vino&Alma sind bio-zertifiziert und mächtig stolz darauf! Unsere Öko-Kennnummer lautet: DE-ÖKO-037
Biodynamischer Weinbau
Der biodynamische Weinbau hat im Unterschied zum Bio- oder Ökoweinbau noch strengere Vorgaben und wird durch unabhängige private Organisationen wie DEMETER oder ECOVIN kontrolliert. Grundlage ist die Lehre Rudolf Steiners, die den Acker bzw. den Weinberg ganzheitlich betrachtet. In ihr ist der Weinberg ein natürliches System, in dem Krankheiten auftreten, wenn das natürliche Gleichgewicht gestört wird. Dies würde zum Beispiel durch den Einsatz von künstlichen Düngern geschehen. Ziel der biodynamischen Bewirtschaftung ist es, das natürliche Gleichgewicht zu erhalten. Alle Arbeiten, sei es die Aussaat oder die Ernte, richten sich zudem nach dem Mondkalender. Das Ziel, das Irdische mit dem Kosmischen in Einklang zu bringen, mag esoterisch klingen, aber die Ergebnisse geben den Winzern recht.
Ein wichtiger Teil des biodynamischen Anbaus ist der Einsatz von natürlichen Präparaten zur Stärkung der Pflanzen und des Bodens. Hierzu zählen Kuhhörner, die, mit Kiesel oder Kuhmist befüllt, im Boden des Weinbergs vergraben werden. Nach einer gewissen Zeit werden sie wieder ausgegraben und der Inhalt der Hörner wird in Wasser aufgelöst. Durch das Drehen erst gegen den und 20 Minuten später im Uhrzeigersinn wird die Mischung energetisiert und anschließend in homöopathischen Dosen im Weinberg ausgebracht. Hierbei handelt es sich lediglich um einige Gramm pro Hektar.
Zur Düngung der Flächen wird nur Mist verwendet – am besten aus dem eigenen Betrieb. Je nach Bodenart wird dieser noch durch die Zugabe von Kräutern aufgewertet.
Unter unseren Weingütern ist es der Celler Ronadelles aus der D.O. Montsant, der seine Weine auch ohne offizielles Zertifikat nach den Richtlinien des biodynamischen Weinbaus produziert. Dazu gehören die kräftigen Rotweine Cap de Ruc (Katalanisch für Eselskopf) und Cap de Ruc Crianza sowie der samtig-weiche Cap de Ruc blanc mit floralen Noten. Auch ein kräftiger Roséwein, der aus der Rebsorte Syrah gekeltert wurde, findet sich in der Cap-de-Ruc-Reihe (Cap de Ruc rosat).
Naturwein (auch Orange Wine)
Der neueste Trend bei den Weinproduzenten sind Weine, die fast ohne moderne Hilfsmittel bei der Herstellung auskommen – Weine, die so produziert werden, wie es schon vor Jahrhunderten Brauch war. Die Basis für so einen Wein sollte natürlich optimalerweise ein unter ökologischen oder biodynamischen Gesichtspunkten bewirtschafteter Weinberg sein. Muss es aber nicht, denn es gibt für diese Art von Wein keine gesetzlichen Vorgaben.
Entscheidend ist, dass der Eingriff im Weingut minimal ist. Deshalb werden keine handelsüblichen Hefen verwendet, es wird nicht geklärt, nicht gefiltert und am Ende auch kein Schwefel zur Stabilisierung des Weins hinzugegeben.
Die Trauben werden als Ganzes über einen längeren Zeitraum vergoren. Dies wird auch bei der Herstellung natürlicher Weißweine praktiziert (normalerweise werden diese nach kurzer Zeit vom Most getrennt) und somit wird – wie beim Rotwein – auch beim Weißwein die Farbe aus den Schalen der Weißweintrauben ausgewaschen. Dieser Vorgang in Kombination mit oxidativen Prozessen sowie der nicht vorhandenen Filterung und Schönung ergibt eine mal mehr, mal weniger ausgeprägte orange Farbe des Weines – deshalb wird er auch als Orange Wine oder oranger Wein bezeichnet. Allerdings wird der Begriff Orange Wine recht unterschiedlich verwendet. Manche nutzen ihn auch als Begriff für die ganze Gattung der Naturweine, für Rot- ebenso wie für Rosé- und Weißweine. Denn streng genommen darf der Begriff Naturwein oder natürlicher Wein nicht verwendet werden. Dadurch wird anderen Winzern unterstellt, dass diese keine natürlichen Weine zu produzieren. Bis heute eine nach wie vor leidenschaftlich geführte Diskussion zwischen Anhängern beider Lager.
Das Ergebnis all dieser Prozesse sind gerbstoffreiche, tanninreiche und ungeschliffene Weine, die einen speziellen Charakter aufweisen. Oft zeigen diese Weine im Glas typische Eigenschaften, die von vielen als Fehler im Wein angesehen werden. Hierzu zählen zum Beispiel die Trübung des Weines oder auch eigenwillige Gerüche. Für Liebhaber der natürlichen Weine sind dies einfach weitere Facetten der Natur. Vielleicht ist es am Ende auch genau das, wonach sie suchen. Entscheidend ist – wie so oft, aber beim Naturwein ganz besonders – die Qualität der gelesenen Trauben.