Die D.O. Campo de Borja gehört zu den weltweit führenden Appellationen für die Rebsorte Garnacha Tinta, die andernorts als Grenache bekannt ist. Der Bestand an alten Reben von über 35 Jahren ist relativ hoch.
Das Anbaugebiet befindet sich in der autonomen Gemeinschaft Aragon, wo es sich westlich der Hauptstadt Zaragoza erstreckt und an die D.O. Navarra grenzt. In der gesamten Region herrscht ein kontinentales Klima vor. Während die Winter extrem kalt ausfallen können, sind die Sommer heiß. Die Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht sind hoch und betragen um die 20°C. Geradezu berüchtigt ist der trockene Nordwind Cierzo, der die Weinberge frisch und gesund hält. Darüber hinaus nimmt der mächtige Moncayo, mit 2.315 m.ü.NN der höchste Berg des Sistema Ibérico, eine beherrschende Stellung in Campo de Borja ein. An seinen Ausläufern wächst Wein auf bis zu 850 Metern Höhe. Die dortigen Hochlagen-Trauben werden teils bis in den November hinein geerntet.
Mit Weinbau in Flusstälern, auf Hochebenen und Bergen, auf einer Höhe zwischen 350 und 900 Metern, ist Campo de Borja ein geografisch vielseitiges Anbaugebiet. Die Böden aus Lehm, Kalk und Kieselstein tragen ihr Übriges zur Vielfalt bei. Dank dieses diversen Terroirs können die Winzer im Gebiet unterschiedliche Ansätze und Weinstile verfolgen, die je nachdem eine stärkere Betonung von Frische, Frucht, Reife und Konzentration in den Weinen zeigen.
Die Ursprünge der Garnacha liegen in Aragon
Campo de Borja liegt am südlichen Ufer des Ebro, der eine gewisse Tradition bezüglich Rebsorten aufweist: Tempranillo, Mazuelo (Synonym: Cariñena) und Garnacha sind die drei wichtigsten autochthonen Rotweintrauben, die entlang des Flusses in den Regionen La Rioja, Navarra, Aragon und Katalonien über eine Jahrhunderte lange Historie verfügen. In Campo de Borja ist es die Garnacha, die herausragt. Sie wächst auf mehr als der Hälfte der insgesamt 6.200 Hektar Rebland des Anbaugebiets, gefolgt von Syrah und Tempranillo. Der Bestand an alten Garnacha-Reben in Buscherziehung ist zudem groß, er liegt bei über 2.000 Hektar. Das heißt, rund sechzig Prozent der in Campo de Borja kultivierten Garnacha ist älter als 35 Jahre. Die Sorte kann weiche, frische und fruchtige Rotweine ergeben, je nach Bodenart und Weinbereitung fallen sie im Körper schlank bis mächtig aus.
Die Ursprünge der Garnacha werden im Ebro-Tal in Aragon vermutet. Von dort breitete sie sich auf der gesamten iberischen Halbinsel und etwa auch in Frankreich aus. Bis 1990 war die Garnacha sogar die meist angebaute Rebsorte Spaniens. Seither verlor sie deutlich an Rebfläche (von landesweit 170.000 Hektar in 1990 auf 58.000 Hektar in 2020) und wurde vom Tempranillo klar überholt. Im Zuge des Klimawandels erfährt die Garnacha nun ein Revival. Denn mehr als der Tempranillo ist die Garnacha hitze- und trockenheitsresistent. Dazu ist sie weniger anfällig gegenüber Rebholzkrankheiten und Mehltau als viele andere Rebsorten. Zahlreiche spanische Winzer sehen deshalb in der Garnacha die Zukunft des Weinbaus auf der südlichen Halbinsel.
Unsere Tipps für Garnacha aus Campo de Borja:
Das Anbaugebiet Campo de Borja steht in der Regel für einen fruchtbetonten und prallen Garnacha-Stil. Die meisten Weine werden zudem zu äußerst wettbewerbsfähigen Preisen angeboten. Vom Familienweingut Bodegas Ruberte kommen einige exzellente Gewächse, die sie in einem Jahrhunderte alten, unterirdischen Weinkeller ausbauen, der in einen Berg gehauen wurde. Die Familie kultiviert Wein in der dritten Generation, verkaufte die Trauben aber lange Zeit an Großproduzenten. Erst die heutige Generation füllt eigene Weine konsequent ab, wie die folgende großartige Garnacha:
Garnacha Selección Premium (2017)
Der Weinbau in Campo de Borja wird von Winzergenossenschaften dominiert. Die Größte ist Bodegas Aragonesas. Sie wurde 1984 gegründet. Mit dem Zusammenschluss der zwei Winzergenossenschaften von Fuendejalón und Magallón in den 1990er-Jahren erhielt der Weinbetrieb sein heutiges Gesicht. Über 3.000 Hektar bewirtschaften die Mitglieder der Kooperative; die jährliche Weinproduktion liegt bei rund 9 Millionen Litern. Vom komplexen Spitzengewächs bis zum günstigen, leckeren Alltagswein ist alles dabei. Unter derart vielen Rebflächen sind freilich etliche Schätze dabei, wie beispielsweise Weinberge mit über 100 Jahre alten Garnacha-Reben, aus denen der abschließende Rotwein-Tipp gekeltert ist.
Garnacha Centenaria (2020)
Titelfoto: Weinberg von Bodegas Aragones