Der Südosten Spaniens besticht mit einer Vielzahl interessanter Weingebiete und autochthoner Rebsorten. Die D.O. Bullas in der Region Murcia ist eine der weitgehend unbekannten und unterschätzten Appellationen. Was Reputation und Bekanntheit betrifft, steht sie beispielsweise im Schatten des benachbarten Anbaugebiets Jumilla. Die Rotweine aus Bullas aus der Rebsorte Monastrell müssen sich hingegen vor jenen aus Jumilla keinesfalls verstecken. In diesem Beitrag stellen wir das Anbaugebiet vor.
Das Terroir von Bullas: Sonne, Hochlage, Lehm- und Kalksandböden
Das Anbaugebiet Bullas liegt achtzig Kilometer vom Mittelmeer entfernt. Mit durchschnittlich 2900 Sonnenstunden im Jahr herrscht ein trockenes mediterranes Klima, das reife und sonnenverwöhnte Weine ergibt. Gleichzeitig sind die Weine frisch, denn in Bullas kommen außerdem Höhenlagen und ein kontinentales Klima aus dem Landesinnern zu tragen. Trotz der Nähe zum Meer befinden sich die Weinberge im Gebiet bereits auf 600 bis 900 m.ü.NN.
In den Hochlagen sinken die Temperaturen in der Nacht deutlich. Im Juli und August kann es tagsüber bis zu 40°C heiß werden. Nachts kühlt es hingegen auf unter 20°C ab. Diese Abkühlung ergibt einen entscheidenden Vorteil: Die Reifezyklen der Trauben verlängern sich und die Beeren können in den kühlen Nächten die Säure besser konservieren. Dieses Merkmal aus Hochlagen und kühlen Nächten ist ein wiederkehrendes Phänomen im spanischen Weinbau und trifft nicht allein auf Bullas zu. Spanien ist mit über 600 m.ü.NN das zweithöchste Land Europas (nach der Schweiz). Gerade im besonders heißen Südspanien wäre an vielen Standorten ein Qualitätsweinbau ohne die Höhenlagen kaum möglich.
Neben dem Klima spielen freilich die Böden eine entscheidende Rolle im Weinbau. Entlang der spanischen Mittelmeerküste finden sich in Katalonien, Valencia und Murcia mehrheitlich sandige, lehmige und kalkige Böden. Dies ist auch in Bullas der Fall. Böden – so heißt es gemeinhin – übersetzen sich im Wein: Lehmböden ergeben körperbetonte Weine, Kalk bedeutet Mineralität und Sand wiederum Finesse. Ein bisschen muss man mit diesen Zuschreibungen vorsichtig sein, denn auch die Rebsorte, das Alter der Reben, das Klima und der Ansatz des Winzers haben einen Einfluss darauf, ob ein Wein mehr oder weniger Körper und Finesse hat. Unbestritten ist hingegen, dass diese eher armen und kargen Böden einen positiven Einfluss auf die Traubenqualität haben.
Die wichtigsten Rebsorten: Monastrell und Macabeo
Die Königin der Reben in Bullas ist – wie insgesamt in Murcia – die rote Rebsorte Monastrell. International ist die Traube unter dem Namen Mourvèdre bekannt. Sie ist zum Beispiel ebenfalls in der französischen Provence beliebt, stammt allerdings aus dem spanischen Südosten, der auf eine 2700 Jahre lange Weingeschichte zurückblickt. Vom hier aus verbreitete sich die Monastrell im gesamtem Mittelmeerraum.
Die Monastrell hat sich in Bullas bzw. in Murcia dem trockenen Klima (nur 300 mm Regen im Jahresschnitt) und den Kalk-Lehm-Sand-Böden über Jahrtausende hinweg nahezu perfekt angepasst. Wo viele andere Trauben nie und nimmer überleben könnten, fühlt sich die Monastrell wohl: Sie mag es nicht kühl, sondern heiß. Sie braucht (fast) keinen Regen und keine fruchtbaren Böden. Da sie spät ausreift, benötigt die Traube im Herbst viel Sonne und warme Temperaturen. In kühlen atlantischen Gebieten könnte sie kaum existieren.
Traditionell wird die Monastrell in Bullas in Buscherziehung gehalten und muss noch nicht einmal bewässert werden. Internationale Sorten wie Syrah oder Cabernet Sauvignon – die es in geringeren Vorkommen gibt – werden hingegen am Drahtspalier erzogen und bewässert, damit sie in den extrem heißen und trockenen Bedingungen überleben. Man kann somit sagen, dass die Monastrell eine mediterrane Traube par excellence und identitätsstiftend für Bullas ist. Die Sorte kommt auf über 80 Prozent im Anbau im Gebiet.
Bei den weißen Trauben führt Macabeo die Liste an. Man kennt sie als wichtige Sorte in der Rioja (wo sie Viura genannt wird) und in den katalanischen Cava-Gebieten. Von Katalonien aus gelangte die Macabeo das Mittelmeer entlang in die Regionen Valencia und Murcia. Da die Macabeo als neutrale Rebsorte gilt – also eine mit eher geringer Eigenaromatik – kann sie ein Terroir, sprich die Böden gut übersetzen. Mitunter sind die Weißweine aus Macabeo in Bullas sehr schön mineralisch und – neben Frucht – von erdigen Noten getragen. Zudem kann die Macabeo vollmundige Weine mit cremiger Textur ergeben.
Weine aus Bullas im Vino&Alma-Shop
Im Vino&Alma-Shop führen wir Weine von zwei Weingütern aus Bullas. Zum einen vom Familienweingut Bodegas Carreno, das seit dem Jahr 1930 Weine in Bullas keltert. Zum anderen vom Familienweingut Bodegas Hydria, dessen Inhaber Marina und Joaquin Sánchez wir für unser Vino&Alma-Magazin schon einmal interviewt haben. Den Beitrag dazu hier anklicken.