Glas betrachten wir heutzutage als das selbstverständliche Behältnis für Wein. Das war nicht immer so: Zwar füllten schon die Römer Wein in Glasflaschen ab. Transportfähige und industriell angefertigte Weinflaschen entstanden allerdings erst ab dem 17. Jahrhundert in England.
Spitzenweine, beispielsweise aus französischen Prestigeappellationen, werden seither in Flaschen abgefüllt, transportiert und gelagert. Der eher einfache und regional getrunkene Wein wurde dagegen bis ins 20. Jahrhundert aus Kostengründen noch häufig in Fässern und sogar in Tierhäuten transportiert und gelagert.
Den ganz großen Aufschwung nahm die Glasflache in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Sehen wir vom jungen Phänomen Bag-in-Box ab, dann ist die Weinflasche heute praktisch allgegenwärtig. Dabei gibt es unzählige Größen und Formen für Weinflaschen, von denen wir die wichtigsten und gängigsten in diesem Beitrag vorstellen.
Weinflaschen und ihre Größen: Von Piccolo bis Goliath
Die gewöhnliche Weinflasche fasst einen Inhalt von 0,75 Liter. Sie wird mit dem französischen Wort „Bouteille“ bezeichnet. Da es sich bei dieser Größe um eine EU-Norm handelt, spricht man häufiger auch von einer Normflasche bzw. Normal- oder Standardflasche.
Unterhalb der Standardflasche gibt es die Kleinflaschen. Die gängigsten Größen sind:
- Piccolo: 0,25 Liter
- Halbe Flasche: 0,375 Liter
Kleinflaschen werden aus praktischen Gründen verwendet: Zum Beispiel erfährt die Halbe Flasche (0,375 Liter) in Single-Haushalten und bei einzeln reisenden Hotelgästen an zunehmender Beliebtheit. Wer will abends schon alleine für sich eine ganze Standardflasche austrinken? Eine halbe Flaschengröße passt da doch viel besser.
Die sogenannten Großflaschen kommen natürlich für größere Feiern in Frage. Vor allem aber sind sie für Sammler von Bedeutung: Denn je größer eine Weinflasche, umso langsamer reift der Wein darin. Ergo greifen Sammler, die Wein teils über Jahrzehnte lagern, gerne auf größere Formate als die gängige 0,75 Liter Normflasche zurück. Einfach weil die Flaschenreifung darin vorteilhaft abläuft. Die wichtigsten Größen unter den Großflaschen sind:
- Literflasche: 1,0 Liter (PS: Sie ist für „Schoppenweine“ gedacht, nicht zur langen Lagerung)
- Magnum: 1,5 Liter
- Doppelmagnum: 3,0 Liter
- Jeroboam: 5,0 Liter
- Imperiale: 6,0 Liter
- Salmanasar: 9,0 Liter
- Balthasar: 12,0 Liter
- Nebukadnezar: 15,0 Liter
- Salomon oder Goliath: 18,0 Liter
Kurzer Exkurs zur Flaschenreifung
Da gerade von der Flaschenreifung in Bezug auf Großflaschen die Rede war: Falls ihr noch nie davon gehört habt, erklären wir es euch in diesem Abschnitt. Wenn ihr mit dem Thema vertraut seid, könnt ihr dieses Kapitel auslassen und beim nächsten wieder einsteigen.
Nun also kurz zur Flaschenreifung: Wein ist kein steriles Produkt; stattdessen verändert sich Wein selbst noch in der Flasche. Das hat mit dem wenigen Sauerstoff zu tun, der in jeder Flasche ist bzw. minimal durch den Korken eindringt. Der Sauerstoff reagiert mit Phenolen, Enzymen und Säuren im Wein und dieser entwickelt sich dabei.
Manche Weine über einen längeren Zeitraum zu lagern – vor allem Rotweine – kann sich lohnen, weil sie sich während der Flaschenreife aromatisch öffnen. Ferner werden Komponenten wie Säure und Tannine im Idealfall besser eingebunden und weicher, was insgesamt zu einer besseren Balance des Weins führen kann.
Ein langes Flaschenlager bietet sich zumeist bei absoluten Spitzenweinen an. Von den sehr vielen guten und eher günstigen Weinen, die es heutzutage gibt, benötigt kaum ein Wein eine längere Flaschenreifung. Sie werden in der Regel jung getrunken, also innerhalb von zwei bis vier Jahren nach der Weinlese.
Weinflaschen und ihre Formen: Burgunder, Bocksbeutel & Co.
Da sich die Größe einer Flasche auf die Reifung des Weins auswirkt, hat sie folglich einen Einfluss auf den Inhalt, sprich die Struktur und den Geschmack des Weins. Wir haben dies vorangehend erläutert und erklärt.
Darüber hinaus gibt es nicht nur unterschiedliche Flaschengrößen, sondern auch verschiedene Formen für Weinflaschen. Nehmen diese vielleicht ebenfalls Einfluss auf den Weingeschmack? Nein, dies ist nicht der Fall. Unterschiedliche Flaschenformen treten vor allem auf, weil sich bestimmte Länder bzw. Regionen über die Form eine unverwechselbare Identität geben woll(t)en.
Wer zum Beispiel einen bauchigen Bocksbeutel sieht, weiß genau, dass der Wein darin aus Franken stammt. Die schlanke Schlegelflasche ist dagegen an Rhein und Mosel beliebt; die Sachsenkeule wiederum in Sachsen. Darüber hinaus gibt es als weltweit gängige Formate für Weinflaschen die Bordeaux-, Burgunder- und Champagnerflasche:
- Bocksbeutel: Flasche mit einem flachen Bauch, der beinahe rund ausfällt.
- Bordeauxflasche: Zylindrische Flasche mit markanten Schultern zum Flaschenhals hin.
- Burgunderflasche: Dickbauchige Flasche ohne Schultern und kurzem Hals.
- Champagnerflasche: Ähnelt in der Form einer Burgunderflasche. Ist aber viel dickwandiger und hat am Boden eine starke Einbuchtung, um dem Druck der Flaschengärung standzuhalten. Im 17. und 18. Jahrhundert waren Flaschenexplosionen aufgrund des enormen Drucks in den Flaschen Gang und Gäbe. Die Lösung wurde mit der starken Einbuchtung am Flaschenboden und mit einer dickeren Glaswand gefunden.
- Sachsenkeule: Eine keulenförmige Weinflasche mit zumeist braunem Glas
- Schlegelflasche: Schlanke, lange Hochflasche mit zumeist grünem oder braunem Glas.