Die Winzergenossenschaft Sant Josep Vins wurde 1962 im kleinen Ort Bot im katalanischen Anbaugebiet Terra Alta gegründet. Der Kooperative gehören rund 100 Weinbauern an, die zusammen 450 Hektar Rebland kultivieren. Die Rebstöcke sind im Schnitt 35 Jahre alt, die Ältesten bis zu 70 Jahre. Ferner bewirtschaften die Mitglieder der Genossenschaft 300 Hektar mit Mandel- und Olivenbäumen.
Wein, Mandeln und Oliven – so lautet der mediterrane Dreiklang! Terra Alta ist das südlichste Weingebiet des Ebrotals, und die Entfernung zum Mittelmeer beträgt nur 35 Kilometer. Wir haben uns mit Jaume Martí von Sant Josep Vins über die Weine und das Anbaugebiet unterhalten.
Vino & Alma: Jaume, was ist deine Aufgabe in der Kooperative?
Jaume: Ich bin im Management tätig und unter anderem für den Vertrieb zuständig. Außerdem bin ich als Weinbauer ein Mitglied der Genossenschaft. Ich kultiviere vier Hektar Rebland, dazu ein paar Mandel- und Olivenbäume. Heute Nachmittag werde ich zum Beispiel wieder in meinen Weinbergen arbeiten.
Deine Weinberge und die der gesamten Kooperative befinden sich in der Appellation Terra Alta. Welche Faktoren machen das Anbaugebiet speziell?
Wir liegen nah am Mittelmeer und verfügen über ein heißes mediterranes Klima. Eine Besonderheit von Terra Alta sind die zwei Winde „les garbinades“ und „el cerç“. Der Erste ist ein feuchter Wind vom Mittelmeer, der Zweite ein trockener Wind aus dem Nordwesten. Weil wir die südlichste Weinregion im Ebrotal sind und unsere Weinberge nicht ganz so hoch auf 300 bis 550 m.ü.NN liegen, sind diese Winde wichtig, um die Lagen kühl zu halten. Zudem schützen die Winde die Reben vor Krankheiten.
Darüber hinaus sind die Böden zu beachten: In Terra Alta haben wir überwiegend kalkhaltige Böden. Unser Nachbargebiet Priorat ist dagegen von Schiefer und Granitgestein geprägt. Das macht einen großen Unterschied aus.
Bestehen auch Unterschiede innerhalb von Terra Alta?
Ja, es gibt verschiedene Mikroklima. Unsere Weinberge befinden sich größtenteils rund um den Ort Bot herum. Bot liegt im Schatten des Bergmassivs Els Ports. Die Berge fangen den Regen ab, und so erhalten unsere Lagen mehr Niederschläge als andere Orte in Terra Alta. In Bot registrieren wir im Jahresschnitt 550 mm. In Batea (Anm. d. Autors: ein benachbarter Weinort in Terra Alta) fallen dagegen nur 400 bis 450 mm im Jahr. Dass wir mehr Regen haben, hilft den Rebstöcken natürlich. Insgesamt ist dieser Umstand gut für die Frische der Weine, glaube ich.
Welche Rebsorten sind in Terra Alta relevant?
Terra Alta liegt im Ebrotal, und es gibt entlang dieses Flusses eine gewisse Kontinuität bezüglich Rebsorten. Wie in Aragon, zum Beispiel in Calatayud, hat die Garnacha eine große Bedeutung und Präsenz im Weinanbau.
Was in Terra Alta nochmals stärker als in Aragon hinzukommt, ist die Cariñena. Man kennt die Sorte auch unter dem Namen Carignan. Viele Spitzencuvées aus Terra Alta verfügen über einen hohen Anteil dieser Sorte. Sie hat eine tolle Säure, viel Struktur und ihre Weine können gut reifen. Ich glaube, dass die Cariñena eine große Zukunft im mediterranen Raum hat. Sie hat nur zwei Nachteile, mit denen man umgehen muss: Zum einen erfordern die jungen Reben viel Arbeit im Weinberg, weil sie hohe Erträge produzieren und deshalb konsequent beschnitten werden müssen. Zum anderen ist die Sorte stark anfällig auf Oidium (Echter Mehltau). Wenn man diese zwei Dinge hinbekommt, sind die Qualitäten und Weine großartig.
Ferner ist zu beachten, dass Weißweine um die 40 Prozent der Produktion in Terra Alta ausmachen. Macabeo und ganz besonders Garnacha Blanca sind hier die wichtigsten Trauben. Das gilt auch für die Weißweine, die wir als Genossenschaft Sant Josep Vins keltern.
(Anm. d. Autors: Terra Alta ist das weltweit größte Anbaugebiet der seltenen Garnacha Blanca. Ein Drittel der weltweiten Vorkommen der „Weißen Grenache“ liegen in Terra Alta).
Wir finden euren Rotwein „2007 Plana d’en Fonoll“ fantastisch. Warum trägt dieser Wein die Herkunftsbezeichnung DO Catalunya und nicht DO Terra Alta?
Dieser Rotwein ist in der Tat großartig. Die Trauben gewinnen wir aus unseren besten Lagen. Und nur die besten Jahrgänge gehen in den Handel. Wir sprechen dabei von einer limitierten Auflage. Vom 2007er-Jahrgang haben wir knapp über 6000 Flaschen abgefüllt. Der Wein ist unglaublich gut balanciert, und weil wir ihn lange reifen lassen, haben wir Sorten mit Reifepotenzial ausgewählt. So ist es eine Cuvée aus Syrah, Cariñena, Merlot und Cabernet Sauvignon.
Um nun zu deiner Frage zurückzukommen: Die Weinberge befinden sich zwar alle in Terra Alta. Aber weil die Garnacha-Traube nicht in dieser Cuvée enthalten ist, haben wir uns gedacht, es sei besser das Gewächs als DO Catalunya zu klassifizieren. Ohne Garnacha entspricht der Wein nunmal nicht dem klassischen Terra-Alta-Mix und somit ebenfalls nicht dem typischen Terra-Alta-Stil. Deshalb bringen wir ihn mit der Herkunftsbezeichnung DO Catalunya auf den Markt. Der Wein ist natürlich trotzdem von außergewöhnlicher Klasse.
(Anm. d. Autors: Katalonien verfügt über 11 Anbaugebiete. Unter anderem so bekannte wie DOCa Priorat, DO Penedès und eben auch die DO Terra Alta. Die DO Catalunya ist eine übergeordnete Herkunftsbezeichnung, die alle diese 11 Anbaugebiete umfasst.)
Wo verkauft ihr eure Weine hauptsächlich und was ist euch bei den Weinen besonders wichtig?
Als Genossenschaft sind wir stark in der Region verankert. Den Großteil unserer Weine verkaufen wir in Katalonien. Nur etwa zehn Prozent gehen in den Export.
Ganz besonders wichtig ist für uns, die alten Weinberge zu erhalten. Wir pflegen sie wie einen Schatz. Die alten Reben – dreißig Jahre und älter – ergeben viel niedrigere Mengen als junge Reben. Ein junger Weinberg gibt bis zu 7000 kg Trauben je Hektar. In einem alten Weinberg sind es nur 2000 oder 3000 Kilogramm, die wir bekommen. Aber die Qualitäten dieser niedrigen Erträge sind großartig. Das wollen wir erhalten.
Welche Weine trinkst du sonst noch gerne, wenn es nicht deine eigenen bzw. die deiner Kooperative sind?
Ich probiere viele Weine aus Terra Alta. Es interessiert mich natürlich, was aus unserm Gebiet kommt. Insgesamt mag ich mediterrane Weine, zum Beispiel aus Valencia und anderen katalanischen Regionen wie Priorat und Empordá. Sehr gerne trinke ich außerdem Südfrankreich, Rotweine aus der Toskana und Cabernet Sauvignon aus Napa Valley. Ich liebe auch den roten Bonarda aus dem Uco Valley in Mendoza. Und besonders gut gefallen mir auch die deutschen Rieslinge, speziell jene von der Mosel.