Rioja – ein Flaggschiff für Wein aus Spanien

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Die Rioja wurde in den 1980er-Jahren von Jancis Robinson – der Grande Dame der Weinkritik – noch als Spaniens „Bordeaux und Burgund in einem“ bezeichnet. Diese Einstufung trifft im Jahr 2019 nicht mehr so ganz zu, denn zahlreiche spanische Anbauregionen haben sich aus ihrem Schatten gelöst. Unter anderem Ribera del Duero, Priorat, Bierzo und neuerdings Madrid zeigen der Welt, dass große Weine auch aus anderen Teilen Spaniens kommen können.

Nichtsdestotrotz, für viele Weinkonsumenten ist Rioja nach wie vor das Aushängeschild in Sachen spanischer Wein und das Maß aller Dinge.

Zur enormen Zahl an Qualitätsweingütern und hochklassigen Weinen trägt nicht nur, aber auch die Ausdehnung der Region bei. Mit 65.000 Hektar ist die DOCa Rioja das zweitgrößte Anbaugebiet Spaniens. Das entspricht in der Fläche den drei größten deutschen Weinbaugebieten Rheinhessen, Pfalz und Baden zusammengerechnet bzw. 33-mal mehr als dem Priorat.

Allein wegen dieser Statur und der Menge an erstklassigen Erzeugern ist es gar nicht so einfach sich einen Überblick über die Rioja zu verschaffen. Fangen wir einfach mal an!

Rioja Wein

Was einen Rioja-Wein ausmacht

Für die Einsteiger unter uns starten wir mit Landeskunde: Ein Bundesland heißt in Spanien „Autonome Gemeinschaft“. Eine der 17 Autonomen Gemeinschaften Spaniens ist „La Rioja“. Sie ist nicht identisch mit dem Anbaugebiet DOCa Rioja, denn dieses erstreckt sich außerdem über Teile der Autonomen Gemeinschaften Navarra und Pais Vasco (Baskenland).

Eine Region unter atlantischem, kontinentalem und mediterranem Einfluss

Das Anbaugebiet DOCa Rioja befindet sich in Nordspanien am Mittellauf des Ebro. Es ist etwa 120 Kilometer lang und 40 Kilometer breit und wird in drei Zonen unterteilt: Rioja Alavesa (benannt nach der baskischen Provinz Alava), Rioja Alta („Oberes Rioja“) und Rioja Baja („Unteres Rioja“).

Rioja Baja unterliegt einem mediterran-kontinentalen Klimaeinfluss. Verglichen mit den Zonen Alavesa und Alta ist es hier heißer und trockener. Rioja Alta und Alavesa liegen hingegen höher über dem Meeresspiegel und näher zum Atlantik. Deshalb ist es in diesen Zonen kühler und regnerischer. Und das ist ein Grund, weshalb Weine aus Baja etwas wärmer und schwerer anmuten, während die Gewächse aus Alta und Alavesa in der Aromatik kühler und in ihrer Struktur eleganter sind.

Wir wollen einschränkend hinzufügen, dass es sich hier um Tendenzen handelt und nicht um allgemein gültige Regeln. Denn wie frisch, elegant, warm oder schwer ein Wein letztlich schmeckt, hat darüber hinaus mit sehr vielen weiteren Faktoren zu tun. Unter anderem mit den Böden und der Himmelsausrichtung einer Lage, mit der Traubenqualität und dem Lesezeitpunkt oder mit der Art der Weinbereitung.

Kalk und Tempranillo: ein perfektes Paar

Obwohl die Rioja eine Bodenvielfalt aufweist, ist sie insbesondere für ihre Kalkböden bekannt. Kalkhaltige Böden unterschiedlicher Zusammensetzung finden sich vor allem in Rioja Alavesa und Alta. Zum einen können sie gut Wasser speichern. Zum anderen fördern die von Kalk hervorgerufenen alkalischen Bodenverhältnisse die Versorgung der Rebe mit mineralischen Nährstoffen. Diese sind wichtig für die Gesundheit der Pflanze.

Einige der größten Weine der Welt entstammen kalkhaltigen Lagen (Stichwort Burgund). Das ist auch in der Rioja so. Von “Eleganz, Finesse und Komplexität” spricht der Weinkritiker José Peñin in Bezug auf Weine mit hohem Kalkeinfluss.

La Rioja Rebsorten

Eine Rebe, die besonders gut mit Kalk harmoniert, ist Tempranillo. Rebsortenforscher haben herausgefunden, dass ihr Ursprung in der heutigen Rioja und ihrem Grenzland zu Aragon liegt.

Die Tempranillo ist mit ca. 75% im Anbau klar die Nummer 1 der Rebsorten. Darüber hinaus kommen die roten Garnacha, Mazuelo (Cariñena) und Graciano vor. Häufig werden sie als Verschnittreben eingesetzt und in kleinen Mengen beigegeben, um der Tempranillo ggf. mehr Körper (Garnacha) oder Tannin (Cariñena, Graciano) zu verleihen. Auf diese Weise entstehen komplexe und langlebige Weine, für die die Rioja unter anderem so bekannt ist.

Bei Weißweinen dominiert die Rebsorte Viura (Macabeo). Außerdem, was viele nicht wissen, gibt es die weiße Tempranillo Blanco. Sie kommt allerdings nur selten im Anbau vor, und es entstehen kaum sortenreine Weißweine aus ihr.

Ohne Barriquefässer geht in der Rioja nichts

Woran denken Sie, wenn Sie das Wort „Rioja-Wein“ hören? Vielleicht gehören Sie auch dem Personenkreis an, der jetzt „Weine mit Holz“ antwortet. Das Gebiet steht nämlich im Ruf „holzlastige“ Weine zu erzeugen. Manche Weinliebhaber stehen total darauf, andere gar nicht.

Doch ganz so einfach ist die Sache nicht: Es gibt sie zwar schon, die Holzbrocken aus der Rioja, bei denen süßlicher Vanilleduft und Tabakaromen den Wein völlig „erschlagen“. Das sind aber häufig die minderwertigen Billigweine, die im Supermarkt für 3,50 Euro zu haben sind.

Bei den echten Qualitätsweinen verhält es sich anders: Denn es stimmt nicht, wie oftmals angenommen wird, dass Weine automatisch „holziger“ schmecken, je länger sie im Barriquefass liegen. Bei einem Wein mit fünf Monaten Barrique können Holznoten viel dominanter auftreten, als bei 36 Monaten oder länger. Denn Weine, die über einen langen Zeitraum in Barriques reifen, werden irgendwann wieder mürber und das Holz ist nicht mehr vorherrschend.

Ein klassisches Beispiel für einen dieser eleganten und nicht holzbetonten Rioja-Weine ist die berühmte Tondonia Reserva von López de Heredia mit erstaunlichen sechs Jahren im Eichenfass und weiteren sechs Jahren Flaschenreife. Es gibt diese Tondonia Reserva übrigens nicht nur als Rotwein, sondern auch als Weißwein (100% Viura).

Ebenfalls sehr wohlschmeckend und fein balanciert ist diese Reserva aus Rioja Alavesa in unserem Vino&Alma-Shop:

Altun Reserva 2013

Im Idealfall trägt der Ausbau in den 225-Liter-Eichenfässern (Barriques) also zur Eleganz, Harmonie und Individualität der Rioja-Weine bei. Sogar das Klassifizierungssystem von Weinen richtet sich nach der Dauer des Barrique-Ausbaus. Je nachdem, wie lange ein Wein im Barrique und anschließend in der Flasche reift, wird er als Crianza, Reserva oder Gran Reserva eingestuft. Über dieses Thema werden wir Sie auf unserm Blog in Kürze in einem separaten Beitrag informieren, weshalb wir es an dieser Stelle mit den kurzen Ausführungen belassen.

Weinarchitektur und Tourismus im Rioja

Die Rioja lockt nicht nur mit guten Weinen, sondern zieht Besucher ferner mit einer imposanten Weinarchitektur an. Seit den 1990er-Jahren durften sich Stararchitekten wie Zaha Hadid, Santiago Calatrava oder Frank Gehry in diversen Projekten austoben und dabei repräsentative Kellereien und Gebäude errichten, die für alle sichtbar dokumentieren, dass das Anbaugebiet in der Weltliga des Weins angekommen ist.

Wein Tourismus im Rioja

Der Weintourismus ist mittlerweile ein Wirtschaftsfaktor. Vom internationalen Flughafen Bilbao dauert die Fahrt nur etwas über eine Stunde bis in die Ortschaft Briones in Rioja Alta. Dort ist das Museum of Wine Culture von Bodegas Vivanco eine erste attraktive Station, um sich mit der Weinkultur und Geschichte der Rioja vertraut zu machen. Danach empfehlen wir das Motto: „Ab in die Kellereien“. Architektonisch repräsentative Weingüter sind unter anderem Baigorri, Marqués de Riscal, Ysios und López de Heredia. Bei letztgenanntem Weingut sind außerdem die in Kalkstein geschlagenen Weinkeller spektakulär.

Waren Sie – liebe Leserinnen und Leser – schon einmal vor Ort? Falls ja, würden wir uns darüber freuen, wenn Sie Tipps, Erfahrungen und Erlebnisse in der Kommentarspalte weitergeben.

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